Die Kiewer Rus   
 

Die Entstehung der Kiewer Rus

 Die Kiewer Rus entstand der wahrscheinlichsten Theorie nach im 9. Jahrhundert aus dem Zusammenschluss der slawisch-warägischen Herrschaftsgebiete in Osteuropa. Sie erstreckte sich von den großen Handelsstädten Alt-Ladoga und Nowgorod im Norden bis zu den Außenposten Beresan und Tmutorokan im Süden, von den alten Städten Galitsch und Isborsk im Westen bis zu den Neugründungen Jaroslawl und Murom im Osten.

 Dieses frühmittelalterliche Großreich, war kein ukrainischer oder russischer Nationalstaat, sondern ein Vielvölkerreich, das nicht nur von Slawen, sondern auch von finnisch-, baltisch- und turksprachigen Stämmen bewohnt war. Es wurde von den hauptsächlich aus Schweden stammenden Warägern oder Rus beherrscht, die den Großteil der Adels-, Händler- und Kriegerschicht bildeten. Die dominierende Kultur und Sprache war jedoch die Slawische und die Skandinavier erfuhren bereits nach wenigen Generationen die vollständige Slawisierung.

Durch den hauptsächlich auf Konstantinopel ausgerichteten Handel kam es zu engen Kontakten mit dem Byzantinischen Reich und es entwickelten sich – trotz immer wiederkehrender Versuche von Seiten der Rus, Konstantinopel zu erobern – intensive wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen zwischen dem Byzanz und dem Reich der Kiewer Rus. In den folgenden Jahrhunderten wurden auf ostslawischem Gebiet zahlreiche prachtvolle Kirchen nach byzantinischem Vorbild gebaut, byzantinische Priester und Mönche standen bei der Entwicklung der kyrillischen Schrift aus dem griechischen Alphabet Pate und machten die Russen mit rudimentärer griechischer Philosophie vertraut. Die russische Architektur und Kunst hat neben (meist späteren) skandinavischen und genuin slawischen vor allem byzantinische Wurzeln.

Ihre Blütezeit erreichte die Kiewer Rus im 11. Jahrhundert unter den Großfürsten Wladimir dem Heiligen und Jaroslaw dem Weisen.

 Die ungefähre Ausdehnung der Kiewer Rus ca. 1000 n.Chr

Die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrtausends

Während sich Brian Boru im Jahr 1002 zum irischen Hochkönig krönen ließ und Heinrich II. König des Ostfrankenreichs wurde, war Wladimir I., der Heilige seit 980 Großfürst von Kiew.

Während seiner Herrschaft vollzog sich der Übertritt zum orthodoxen Glauben und somit die Christianisierung der Kiewer Rus. Anlass war im Jahre 988 seine Vermählung mit der griechisch-byzantinischen Prinzessin Anna. Auf die Annahme des Christentums und die Eheverbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus folgte der Aufbau eines Netzes von Kirchen und Klöstern, Schreibschulen und Festungsanlagen nach byzantinischem Vorbild, was erheblich zur Festigung des Kiewer Reiches beitrug.

Taufe Wladimirs im Jahre 987 n.Chr.

Die Kiewer Fürsten waren hoch angesehen und heirateten in ganz Europa; so schlossen sie dynastische Verbindungen unter anderem mit Norwegen, Schweden, Frankreich, England, Polen, Ungarn, dem Byzantinischen und dem deutschen Reich.

988 schickte Wladimir I. etwa 6.000 Waräger an den Hof des byzantinischen Kaisers Basileos II., die als „Warägergarde“ den Kern der Kaiserlichen Leibgarde bildeten und wegen ihres bedingungslosen Gehorsams und ihrer Loyalität dem Kaiser gegenüber gefürchtet waren. Das bekannteste Mitglied der Garde war der spätere König von Norwegen, Harald Hardråde.

Laut Nestorchronik kommt es nach dem Tod Wladimirs im Jahre 1015 unter seinen 12 Söhnen zu Bruderkämpfen. Swjatopolk, der mit einer Tochter des polnischen Fürsten Bolesław I. verheiratet war, setzte sich nach dem Tod Wladimirs I. zunächst in der Hauptstadt Kiew durch. Sein Halbbruder Jaroslaw hielt sich allerdings in Nowgorod, der zweitwichtigsten Stadt der Rus, und sammelte dort skandinavische Krieger. Im Sommer 1016 standen sich die Heere Swjatopolks und Jaroslaws drei Monate lang gegenüber. Schließlich kam es zur Entscheidungsschlacht, bei der Swjatopolk unterlag. Er floh nach Polen zu seinem Schwiegervater, der daraufhin zu seinen Gunsten in der Kiewer Rus zu intervenieren versuchte.

Die Warägergarde in der Chronik des Johannes Skylitzes (12. Jahrhundert)

1017 griffen Jaroslaw I. und Kaiser Heinrich II. einer vorherigen Absprache folgend den polnischen König Bolesław I. von zwei Seiten her an. Im Sommer 1018 gelang es Bolesław, Kiew zu erobern und Swjatopolk erneut als Großfürst einzusetzen. Jaroslaw konnte zwar nach Nowgorod fliehen, seine weiblichen Verwandten und ein großer Goldschatz fielen aber in die Hände des polnischen Königs. Kurz darauf vertrieb Jaroslaw Swjatopolk allerdings wieder aus Kiew und wurde als Jaroslaw I., der Weise von 1019 bis 1054 Alleinherrscher.

1019 erließ Jaroslaw I. die Russkaja Prawda, die erste russische Gesetzessammlung. Sie stellt eine Mischung byzantinischer Gesetze und slawischen Gewohnheitsrechts dar. Darüber hinaus versuchte er mit umfangreichen Nachfolgeregelungen, Erbstreitigkeiten nach seinem Tod zu verhindern, was allerdings nicht gelang.

Im Jahr 1029 bis 1031 wurde Polen wieder aus dem Westen, nun vom ersten Kaiser aus dem Saliergeschlecht, Konrad II. und aus dem Osten von Jaroslaw I. angegriffen. Nach dem Tode Kaiser Heinrichs II. hatte Boleslaws Sohn, der rebellische Herzog von Polen, Mieszko II. versucht, die Vasallenschaft abzustreifen, wurde aber besiegt und gezwungen die Eroberungen seines Vaters wieder herauszugeben. Er schwor den Eid als Kaiser Konrads treuer Vasall.

Dem Großfürsten Jaroslaw gelang es diesmal weite Gebiete mit einem wichtigen Burgengürtel für Kiew zu erobern und den ihm genehmen Bruder Boleslaws als Herrscher in Polen zu installieren.

Jaroslaw der Weise

  

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Unter Verwendung von Wikipedia 

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