Irland im Mittelalter   
 

Wikinger und die Irische Mission

Die ersten drei Jahrhunderte des Mittelalters gelten als die Blütezeit des frühchristlichen Irland, in denen Bildung und Kultur in Europa führend waren. In Irland entstand eine eigenständige keltische Kirche, geistiger Mittelpunkt des Landes waren die zahlreichen Klöster. Die Handschrift Book of Kells ist eines der bedeutendsten Kunstwerke jener Zeit, das heute noch erhalten ist.

Politische Uneinigkeit sowie Überfälle der Wikinger (seit 795) läuteten das Ende dieser Zeit ein. Diese kamen aus Norwegen, hatten schon Orkney und die Shetlandinseln besiedelt, und erreichten danach Irland. Nach der ersten Zeit der Überfälle begannen die Wikinger, permanente Siedlungen zu errichten. Diese waren die ersten eigentlichen Städte in Irland, aus denen etwa Dublin, Wexford und Waterford hervorgingen.

Allerdings waren die Züge der Wikinger kein einheitlicher Kriegszug; auch leistete Irland nicht geeint Widerstand. Die beiden dominanten irischen Herrschaftshäuser waren die Ui Neill von Tara (Nordosten) und die Eoganachta von Cashel (Südosten); diese und einige kleinere Häuser stritten miteinander um die Vorherrschaft. Beide Seiten verbündeten sich zeitweise mit Wikingern. Das Endergebnis vieler Kriege war eine Stärkung und schließlich Dominanz von Tara über das restliche Irland, bei dem auch die Wikinger in Irland ihre Unabhängigkeit einbüßten. Das Ende des 10. Jahrhunderts sah eine Rückkehr zu einer geeinten irischen Regierung unter dem Hochkönig Brian Boru, der im Jahre 1002 alleiniger und unumstrittener Herrscher Irlands wurde und 1014 die Wikinger bei der Schlacht von Clontarf besiegte.

Im Frühmittelalter waren irische Missionare in ganz Westeuropa tätig. Irland hieß auf lateinisch "Scotia Major", und deswegen nannte man diese Mönche auch "Schotten" oder "Iroschotten". Zu den Klostergründungen der "Schotten" gehört u.a. das Schottenstift in Wien.

Man kann sagen, dass die Bedrohung durch die Wikinger sowie die Übernahme überlegener Waffen und die Entwicklung von Städten und Seehandel in Irland einen Wandel bewirkte und eine neue Zeit einleiteten. Die Wikinger als Machtfaktor konnten sich nicht halten, ihre Kultur und Sprache dagegen hinterließen ihre Spuren.

Das geeinte Irland erlebte in den folgenden 150 Jahren eine Zeit relativen Friedens, und machte Fortschritte in Kunst und Kultur (Literatur, Handschriften, Bauwerke im romanischen und gotischen Stil). Diese Zeit endete mit der Invasion der Normannen unter Henry II. im Jahre 1169, welche durch innerirische Konflikte ausgelöst und gefördert wurde.

Die Anglo-Normannen

Die anglo-normannischen Invasion Irlands war das Ergebnis des Streites zweier irischer Kleinkönige, Dermot MacMurrough und Tiernan O'Rourke um O'Rourkes Frau. Der militärisch unterlegene MacMurrough floh nach England und weiter nach Frankreich, um Henry II., den Herrscher über England und Teile Frankreichs, zur Eroberung Irlands zu bewegen.

Mit einem Unterstützungsschreiben Henry II. konnte MacMurrough in Wales Normannen und Flamen zum Kriegszug bewegen. Der Führer der Anglo-Normannen, Richard FitzGilbert (Strongbow genannt) errang dank überlegener Militärtechnik (Walisische Langbögen, Reiterei, Kettenrüstungen) sowie irischer und wikingerischer Uneinigkeit einen relativ leichten ersten Sieg, der weitere Anglo-Normannen nach Irland lockte. Nach entscheidenden Siegen im Jahr 1169 erklärte sich Henry II. 1171 zum König von Irland und verteilte Ländereien als Lehen an anglo-normannische Barone. Diese befanden sich überwiegend im Osten der Insel. Die Barone sicherten ihren Besitz durch auch heute noch weithin sichtbare Burgen, und begannen, weitere Teile Irlands in Besitz zu nehmen.

Die geringe Anzahl der Eroberer, auch aufgrund anglo-normannische Interessen anderswo (Schottland, Frankreich), machten eine normannisch-irische Zusammenarbeit erforderlich. Die Anglo-Normannen beschränkten sich daher auf die Absetzung der irischen Fürsten, und versuchten, eine Akzeptanz durch die irländische Bevölkerung (d.h. Iren und Wikinger) in den besetzten Gebieten zu erreichen. Die folgenden Jahrzehnte sahen die Konsolidierung anglo-normannischer Vorherrschaft, mit der die erste zentrale Verwaltung Irlands (insbesondere unter König
Johann Ohneland (John Lackland), 1199-1216) und die Gründung vieler Städte einherging. Viele der bedeutenden Kathedralen Irlands stammen ebenfalls aus dieser Zeit.

Nur im Südwesten und Nordwesten behielten irische Fürsten die Kontrolle über einige entlegene Fürstentümer. Mit Ende des 13. Jahrhunderts konnten diese zusammen mit den Wikingern die anglo-normannische Schwäche, bedingt durch mangelnde Unterstützung aus England, ausnutzen. Es entstand erstmals eine einheitliche irische Bewegung, die auch einige militärische Erfolge verbuchen konnte (1261 bei Callan, 1270 bei Carick-on-Shannon).

Die frühen Ansätze eines englischen Parlamentarismus strahlten auch auf Irland aus. Dort wurde 1297 das erste irische Parlament eingerichtet. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kam es in Irland mehrfach zu Erhebungen gegen die englische Oberhoheit, die vor allem in Connacht aufflammten. Während des Hundertjährigen Kriegs konzentrierte sich das Königreich England auf den französischen Kriegsschauplatz und vernachlässigte dabei die Durchsetzung seiner Herrschaft in Irland. Die darauf folgenden Rosenkriege schwächten die Bedeutung der irischen Insel in der englischen Politik noch stärker. Erst als die dynastischen Konflikte durch das Haus Tudor beigelegt wurden, widmete sich die englische Krone verstärkt dem irischen Teil seiner Machtsphäre. Das unter dem englischen König Heinrich VII. im Jahre 1494 geschaffene "Poynings' Law" machte die Beschlüsse des irischen Parlaments von der Zustimmung des englischen Königs abhängig. Zu dieser Zeit übte England faktisch nur die direkte Herrschaft über den Pale aus, bei dem es sich um einen Landstreifen im Osten Irlands handelt.

 

Hier geht es historisch weiter zu den irischen Bogenschützen im Mittelalter

 


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Unter Verwendung des Artikels: Irish - Warriors Of The Emerald Isle
Von Sean O´hara - 1964 Dublin

Grafiken und Auszüge der Beschreibungen von
A Short Irish History - From Prehistory to the Peace Process
von Bernd Biege
http://goireland.about.com/od/historyculture/ss/irishhistory_2.htm

und

The Military History Society of Ireland
http://www.mhsi.ie/

so wie

Irish-Net
http://www.eire.de/